Pressemitteilung der
ZEIT Verlagsgruppe

26. August 2014

Walter Kardinal Brandmüller: Die Begeisterung um Papst Franziskus ist oberflächlich

Walter Kardinal Brandmüller, ehemaliger Präsident des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaften, ist gegen Reformen der katholischen Kirche, welche die Glaubenslehre und die Sakramente in Frage stellen. Die Abschaffung des Zölibats oder das Frauenpriestertum lehnt er daher entschieden ab: „Wir beziehen bezüglich des Glaubens klare Grenzen. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke. Ein ‚Laisser-faire, Laisser-aller’ würde bedeuten, der Zerstörung der Kirche von innen tatenlos zuzusehen“, sagt Brandmüller im Interview mit ZEIT GESCHICHTE.

Eine Ökumene, die evangelische und katholische Gläubige vereint, könne in dieser Glaubenslehre nicht existieren, denn „nach wie vor ist die Kirche im Sinne Luthers eine rein geistige Größe. So bleibt der Protestantismus im Widerspruch zum katholischen Glauben.“ Als größte Gefahr für die Kirche heute sieht Kardinal Brandmüller die Verabsolutierung des Individuums: „Die Moderne fragt nicht: Was ist wahr?, sondern: Was nützt es? Ist es machbar? Pragmatismus und Utilitarismus sind die großen Häresien der Gegenwart.“

Von der Begeisterung um den neuen Papst Franziskus hält Brandmüller nichts: „Das ist oberflächlich. Wäre diese Bewegung eine religiöse, wären die Kirchen voll.“

Die neue Ausgabe von ZEIT GESCHICHTE ist ab sofort im Handel erhältlich und erscheint mit dem Titelthema „Die Kirche und ihre Ketzer – Der Kampf um den rechten Glauben vom Mittelalter bis heute“.

Charlotte Sievers
ReferentinB-to-B-Veranstaltungen