Pressemitteilung der
ZEIT Verlagsgruppe

2. Dezember 2018

Seyran Ateş und Reporter ohne Grenzen mit dem Marion Dönhoff Preis 2018 ausgezeichnet

In einem großen Festakt haben die Wochenzeitung DIE ZEIT, die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius und die Marion Dönhoff Stiftung am 2. Dezember 2018 zum 16. Mal den Marion Dönhoff Preis für internationale Verständigung und Versöhnung verliehen. Rund 1100 geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Medien besuchten die Preisverleihung im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg.

Seyran Ateş wurde mit dem Hauptpreis geehrt. Die Anwältin, Autorin und Frauenrechtlerin kämpft seit Jahrzehnten gegen Extremismus und für einen modernen, aufgeklärten Islam. Sie gehört zu den Mitbegründern der liberalen Ibn Rushd-Goethe Moschee in Berlin. Der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff überreichte Ateş den mit 20.000 Euro dotierten Preis. In seiner Laudatio sagte er: „Seyran Ateş ist eine streitbare Frau, eine Kämpferin. Sie bezieht Position.“ Sie stehe „beispielhaft für viele Menschen in Deutschland, die das kulturelle Leben bereichern, ohne die eigene Herkunft aufzugeben.“ Christian Wulff sagte weiter: „Lassen Sie uns nicht weiter herumlavieren bei der Frage, ob der Islam inzwischen zu Deutschland gehört. Lassen Sie uns die Herausforderungen angehen, die sich daraus ergeben, dass 4,5 Millionen Muslime zu unserem Land gehören. Und damit nach meiner weiterhin festen Überzeugung auch deren Religion, der Islam.“ Er betonte: „Multikulti als Neben- oder gar Gegeneinander in Beliebigkeit oder gar mit unlauteren Absichten ist gescheitert oder zum Scheitern verurteilt. Aber ein multikulturelles, multiethnisches und multireligiöses Zusammenleben in gemeinsamer Verfasstheit ist die zukunftsbringende Perspektive für unser Land.“

Seyran Ateş sagte in ihren Dankesworten: „Ich wünsche mir in den nächsten zehn Jahren in jeder Hauptstadt eine liberale Moschee.“ Sie werde ihre Arbeit „unbeirrbar weiter machen“ und wolle Deutschland etwas zurückgeben. Die Türkei nenne sie aber nach wie vor ihre Heimat und liebe sie „aus vollem Herzen“.

Den ebenfalls mit 20.000 Euro dotierten Förderpreis erhielt die Menschenrechts-NGO Reporter ohne Grenzen, die sich unerlässlich für die weltweite Presse- und Informationsfreiheit einsetzt und bedrohten und verfolgten Journalisten hilft. Bundesministerin der Justiz und für Verbraucherschutz Katarina Barley überreichte den Preis Dr. Michael Rediske, Vorstandsmitglied, und Christian Mihr, Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen. In ihrer Laudatio betonte Katharina Barley die Bedeutung der Organisation für die Pressefreiheit. Es gebe inzwischen „dramatische Einschränkungen der Pressefreiheit auch in Europa“, sagte Barley. „auch in Deutschland leben wir nicht mehr auf der Insel der Seligen“. Es sei „richtig und wichtig, Reporter ohne Grenzen auszuzeichnen“, sie leisteten einen „wichtigen Beitrag für die Verteidigung unserer Grundrechte“. Der öffentliche Druck könne helfen, Journalisten aus der Haft zu befreien. Barley weiter: „Angriffe auf die Pressefreiheit sind Angriffe auf uns alle“.