Pressemitteilung der
ZEIT Verlagsgruppe

31. März 2020

Juli Zeh verarbeitet Gefühle und Erfahrungen in ihren literarischen Figuren

Die deutsche Juristin und Schriftstellerin Juli Zeh, 45, erklärt in ZEIT VERBRECHEN, die Handlungen ihrer Protagonistinnen und Protagonisten würden immer Anteile ihrer persönlichen Gefühle zum Ausdruck bringen, auch wenn es dabei um Verbrechen gehe: „Ich versetze mich ja nicht in andere hinein, sondern nehme bloß Anteile aus meinem eigenen Empfinden heraus und schreibe sie den Figuren zu. Dadurch haben meine Empfindungen größere Entfaltungsmöglichkeiten als in meinem eigenen Leben.“ So fänden eigene, in der Realität unterdrückte Emotionen einen Ausdruck, so Zeh: „Wenn ich Hass und Mordlust in eine literarische Figur hineinlege, ist das immer noch ein ehrlicher Impuls: Ich habe ihn mir nicht ausgedacht, ich weiß, wie sich das anfühlt, ich weiß, warum ich ihn hatte und wie ich in dem Moment gerochen habe.“

Auch die Figur des von seinen Eltern verlassenen Vierjährigen im Roman „Neujahr“ sei durch eigene Kindheits-Erinnerungen entstanden, sagt Zeh: „Ich habe tatsächlich keine Erinnerung an mich selbst als Vierjährige, bei Neujahr habe ich etwas genommen, was ich empfunden habe, als ich zehn oder zwölf war, und habe es auf die Geschichte der vergessenen Kinder heruntergebrochen. Ich habe einen jüngeren Bruder und hatte eine ganz extreme Verantwortungsbeziehung zu ihm. Ich war ein bisschen wie eine Mutter, und alles, was damit zu tun hat – die Süße der Machtausübung, aber auch dieser Abgrund, als hilfloses Kind belastet zu sein mit einem noch jüngeren –, das habe ich erlebt, deshalb kann ich das schreiben. Ausdenken könnte ich mir das nicht.“

Das komplette ZEIT VERBRECHEN-Interview dieser Meldung senden wir Ihnen für Zitierungen gerne zu.

Die aktuelle Ausgabe von ZEIT VERBRECHEN mit dem Titel „Die Paketbombe – wenn zuletzt nur Rache bleibt“ erscheint am 31. März im Handel. Sie ist unter shop.zeit.de/verbrechen erhältlich.

Marie-Louise Schlutius
Unternehmenskommunikation und Veranstaltungen