Pressemitteilung der
ZEIT Verlagsgruppe

29. Juni 2017

Prof. Strohschneider: Wir dürfen der Skepsis der Gesellschaft gegenüber der Wissenschaft nicht nur mit mehr Kommunikation begegnen

Beim 66. ZEIT FORUM WISSENSCHAFT in Berlin diskutierten führende Experten über die Vertrauenskrise der Wissenschaft. Peter Strohschneider, Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), warnte: „Wir sollten nicht in die Rolle von Politikern geraten, die am Wahlabend ihre Verluste damit begründen, sie hätten ihr gutes Programm nur schlecht erklärt.“ Der Skepsis der Gesellschaft dürfe man nicht nur mit mehr Kommunikation begegnen. Die Wissenschaft müsse auch ihr Programm kritisch prüfen.

Sabine Kunst, Präsidentin der Humboldt-Universität zu Berlin, setzt dabei auf eine neue Selbstvergewisserung der Wissenschaft: Wenn Forscher als Handlanger von Politikern und Parteien betrachtet würden, liege es „in der Verantwortung der Wissenschaft, sich in der Rolle des Experten zu positionieren und die politischen Entscheidungen der Politik zu überlassen“.

Für Lorraine Daston, Direktorin am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, ist es nichts Neues, „dass die Politik versucht, Tatsachen zu beugen“. Deswegen sei die Aufklärung auch kein historisches Projekt, sondern eine bleibende Anstrengung. Johannes Vogel, Generaldirektor des Museums für Naturkunde Berlin, sieht die Wissenschaft darum in der Pflicht, sich stärker zu öffnen und mit der Gesellschaft zu interagieren. Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimaforschung empfindet Interaktionen mit Nicht-Forschern über soziale Netzwerke nicht als mühselige Investition, sondern als Bereicherung: „Die Leser meines Blogs stellen mir oft Fragen, auf die ich als Forscher nie gekommen wäre.“