Pressemitteilung der
ZEIT Verlagsgruppe

11. August 2008

Juli Zeh: Wir leben in einem „hysterischen Zeitalter“

„Die Hysterie äußert sich momentan in zwei Bereichen: Sicherheit und Gesundheit. Das Thema Terrorismus wird von Politikern benutzt, um Hysterie zu erzeugen. Bei der Gesundheit ist es fast noch schlimmer.“

Zeh, die in Karlsruhe Verfassungsbeschwerde gegen die von Otto Schily beschlossenen Biometriepässe eingelegt hat, in denen unter anderem die Fingerabdrücke gespeichert werden, kritisiert im ZEIT CAMPUS-Interview die Einschränkungen eines „Kontrollstaates“: „Jetzt gucken einfach alle zu, wie Grundrechte eingeschränkt werden. Ich mache das nicht mit. Wenn es keine Protestbewegung gibt, tut man es eben alleine.“ 

Die gebürtige Bonnerin sagt, sie glaube nicht an die Existenz von endgültigen Wahrheiten in der Politik: „Ein Staat, der endgültige Wahrheiten formuliert, ist totalitär. Demokratien haben keinen Wahrheitsanspruch.“

Die Parteiendemokratie entspreche heute nicht mehr dem Ausdrucksbedürfnis vieler Menschen: „Alle vier Jahre stehen wir in der Wahlkabine und machen unser Kreuz bei Parteien, deren Wahlprogramm wir höchstens zu einem Zehntel akzeptabel finden. Als ich einmal öffentlich darüber nachgedacht habe, ob man bei Wahlen nicht besser über Einzelpunkte abstimmen sollte, habe ich wahnsinnig viele E-Mails bekommen. Die Leute haben geschrieben: Genau das wollen wir!“ 

Gerne senden wir Ihnen auf Anfrage das komplette Interview mit Juli Zeh zu.

Sandra Gebhard
Referentin